16/10/21

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JTK 10+

Der fabelhafte Die

URAUFFÜHRUNG

Nominiert für die KinderStücke 2022 an den 47. Mülheimer Theatertagen
Nominiert für die KinderStücke 2022 an den 47. Mülheimer Theatertagen

von Sergej Gößner / Auftragswerk des Theater Konstanz

Dauer 1:10h, keine Pause
Regie Kristo Šagor Bühne & Kostüm Iris Kraft
Musik Felix Rösch Dramaturgie Romana Lautner
Mit Katrin Huke, Julian Mantaj, Jonas Pätzold

Ein alter Wagen rollt auf die leere Bühne. Er ist aus Holz und er ist bunt bemalt. Vielleicht ein Zirkuswagen. Einsam sieht er aus. So ganz ohne Zirkuszelt. Ohne exotische Tiere, ohne Clowns und Seiltänzer*innen. Der Wagen surrt und klimpert. Es scheint, als wäre er lebendig. Als wäre er voller Geschichten. Da öffnet er sich und wir erkennen im Innern eine Gestalt: „Sie ist düster, schrill, geheimnisvoll. Sie ist Mann, Frau, furchterregend toll. Sie ist er, er ist sie, es ist: Der fabelhafte Die.“ Sie ist der strahlende Mittelpunkt einer kleinen Truppe von Schausteller*innen, die umherreisen, Geschichten sammeln und sie nun dem Publikum in ihrer Show präsentieren: Geschichten über das Gleichsein, Geschichten über das Anderssein – und Geschichten über Enten und Schwäne. Auf spielerische Weise bringt Sergej Gößner dem Kinder- und Erwachsenenpublikum in seinem Stück nicht-binäre Geschlechtsidentität nahe und erschafft dabei eine Welt aus Jahrmarkt und Revue, eine Geschichte über das Geschichtenerzählen. Seine Stücke wurden vielfach ausgezeichnet und u. a. am Schauspielhaus Hamburg uraufgeführt. Schlagartig bekannt wurde er 2018 mit dem Stück „Mongos“, das den JugendStückePreis des Heidelberger Stückemarkts gewann.

Das Stück und die Inszenierung sind im Rahmen von "Nah dran! Neue Stücke für das Kindertheater", ein Kooperationsprojekt des Kinder- und Jugendtheaterzentrums der Bundesrepublik Deutschland und des Deutschen Literaturfonds e.V. mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert worden.

Aufführungen / Termine

Die Termine finden Sie unter dem folgenden Link: Spielplan

Pressestimmen

Doch wer sagt eigentlich, was normal ist, richtig? Muss man sich immer daran halten, auch wenn es sich falsch anfühlt? Um diese Fragen dreht sich Sergej Gössners Kinder- und Menschenstück «Der fabelhafte Die», im Auftrag des Theaters Konstanz geschrieben und nun erstmals inszeniert von Kristo Sagor – bei dem es, wenn man das so normativ und kategorisch behaupten darf, in den richtigen Händen ist.

Bettina Kugler, St.Galler Tagblatt 18.10.2021

Treffender kann man nicht den Charakter dieser wundervollen Collage mit ihren vielen Erzählsträngen benennen, die der junge Autor Sergej Gößner im eigentlichen Sinne des Wortes komponiert hat. Zirkuswelt, Show, Märchen und vieles mehr schieben sich ineinander.
… Dramaturgische Handlungskonzeption und sprachliche Gestaltung verweisen auf die Form der Groteske, die Kristo Šagor in seiner Inszenierung verschärft. Wesentlich trägt dazu die Ausstattung von Iris Kraft bei, die eine abstrakte Szenerie schafft…
… . Šagor gelingt es mit seinem Ensemble, das vor Spielfreude sprüht, der Gefahr des „Zerspielens“ zu entgehen. Seine stringente Personenführung treibt Katrin Huke, Julian Mantaj und Jonas Pätzold zu komödiantischen Höhepunkten voran, wobei er ein so starkes Ensemble formt, dass hier niemand hervorgehoben werden kann. Es macht einfach Spaß zuzuschauen. Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig die Initiative „Nah Dran!“ vom Deutschen Kinder- und Jugendtheaterzentrum und dem Deutschen Literaturfonds ist. Ihr Ziel, mit neuen Stücken das Theater für ein junges Publikum zu bereichern, verwirklicht sich in „Der fabelhafte Die“ auf geglückteste Weise.

Manfred Jahnke, Die deutsche Bühne Online, 17.10.2021

Wie bei seiner Inszenierung von „Nibelungenleader“ geht es ©agor auch hier um Ausprobieren, Experimentieren und sich Überlegen, was wäre wenn. In „Der fabelhafte Die“ von Sergej Gößner, einem Auftragswerk des Stadttheaters Konstanz, scheint das noch radikaler gedacht. Vielleicht gerade weil es für ein Publikum ab 10 Jahren auf die Bühne gebracht ist, einem Alter somit, das der reinen Vernunft vorgeschaltet ist und in dem der Fantasiegestalten weniger Grenzen gesetzt sind. Diejenigen jenseits der Adoleszenz profitieren von dieser Freiheit, vor allem aber von drei Schauspielenden, die Großartiges zustande bringen.
Die Ente Klaus nimmt dabei eine nicht unwesentliche Rolle ein… …Das ist insbesondere von Katrin Huke so überwältigend umgesetzt, dass Klaus zum heimlichen Star der Vorstellung avanciert…
…Muskelmann… …Jonas Pätzold schafft es, bei aller tragischen Komik in richtig tiefe Abgründe blicken zu lassen.
…fällt Julian Mantaj auf, der mit seinen zahlreich wechselnden Rollen viel Dynamik ins Spiel bringt.
Der fliegende Rollenwechsel aller auf der Bühne rund um eine bewegliche Raute ist bestimmendes Merkmal nicht nur der Inszenierung, sondern schon des Stücks, das die drei Spielenden nahezu in jede Rolle schlüpfen lässt.
Gößners Stück lehnt sich an die aktuelle Diskussion um Identität und Diversität an, im Gegensatz zu der oft aggressiv geführten gesellschaftlichen Auseinandersetzung aber auf bestrickend originelle Weise und offen für Neues.

Maria Schorpp, Südkurier, 19.10.2021

Was ist eigentlich normal? Interview mit dem Autor Sergej Gößner

Die Dramaturgin Romana Lautner im Gespräch mit dem Autor Sergej Gößner

Sergej Gößner, worum geht es in deinem Stück „Der fabelhafte Die“, das du extra für das Junge Theater Konstanz geschrieben hast?
Es geht um die Frage: Was ist eigentlich normal und wer bestimmt das? Es geht darum, Rollenklischees zu hinterfragen.

Es ist ein Stück aus vielen fantastischen Geschichten. Warum?
Das hat sich ganz natürlich ergeben. Ich hatte die grobe Grundidee einer Titelfigur, die eine Schaustellerfigur, die durch die Lande zieht und Geschichten erzählt. Eine Jahrmarktatmosphäre…

Was gefällt dir an dieser Jahrmarktatmosphäre?
Sie hat für mich sofort einen Zauber, diese Welt. Und etwas Fantastisches!

Drei Schauspieler*innen spielen in deinem Stück viele Rollen mit teils rasanten Wechseln. Welche ist (bisher) deine Lieblingsfigur?
Ich glaube Klaus, die Ente Klaus. Da hatte ich richtig viel Freude daran, ihn sprechen zu lassen, ihn auf andere Figuren treffen zu lassen, ihn ausrasten zu lassen… Ich kann da sehr oft mitgehen, auch emotional.

Ich kenne dich gar nicht so ausrastend!
Doch, das gibt es, dass ich ausraste. Es passiert zwar lange, lange nicht, aber dann… Anders als Klaus habe ich nicht zu boxen angefangen, so schlimm ist es also nicht.

Wie geht es dir jetzt, drei Wochen vor der Premiere, beim Probenbesuch?
Es ist wahnsinnig schön zu sehen, wie ein Stoff zu leben beginnt. Das ist immer wieder erstaunlich und bezaubernd, magisch könnte man sagen.

Warum schreibst du in erster Linie für ein junges Publikum?
Wo sonst gibt es so ein diverses, heterogenes, durch die ganze Gesellschaft gehendes Publikum? Wenn man über die Relevanz von zeitgenössischem Theater spricht, muss man über Kinder- und Jugendtheater sprechen. Denn wir sind relevanter. Ganz klar. Bam! Ich mag es, für eine konkrete Zielgruppe und mit einem klaren Auftrag zu schreiben. Der immer auch moralisch, politisch ist.

Und trotzdem ist „Der fabelhafte Die“ kein Pamphlet, sondern ein Stück, ein fantastischer Geschichtenreigen, der viel Spaß macht und die moralischen Fragen mit Humor und Augenzwinkern angeht.
Ich will ja die jungen Menschen für das Theater begeistern. Mich nicht übermäßig anbiedern, aber auch niemanden langweilen. Also will ich sie da abholen, wo sie sind, mit ihren Sehgewohnheiten, aus ihrer Lebensrealität heraus, darauf eingehend und das ernst meinend, ein Theaterstück schreiben, das sie in erster Linie unterhält. Und dann, im nächsten Moment kommt der Inhalt. Der ist unter Umständen auch sehr deutlich. Da kann man schon einmal kurz den – sonst so verhassten – moralischen Zeigefinder auspacken. Aber nur kurz. Dann wird der Ernst gleich wieder gebrochen – das mag ich.

Was ist die Herausforderung an „Der fabelhafte Die“?
Das „Gefrickel“, sprich die vielen Details, Rollenwechsel, Brüche etc.! Ich hatte im Hinterkopf, dass Kristo Šagor das Stück inszenieren wird. Ich hatte Mut, das Stück so zu schreiben, nachdem ich im letzten Jahr Kristos Arbeit „Nibelungenleader“ gesehen hatte. Sonst wäre es ganz bestimmt ein anderes Stück geworden. Aber so wusste ich, dass ist ein Regisseur, der das kann! Und jetzt bin ich natürlich gespannt darauf, wie das Publikum darauf reagieren wird.

Was wünscht du dir für das Stück?
Dass es oft gespielt wird, dass es viele Menschen sehen. Und dass die Menschen Spaß haben, dass es sie zum Denken, Nachdenken, Überdenken anregt. Das ist viel verlangt und nicht selbstverständlich. Aber das wollen wir ja immer!

Theater Konstanz
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