05/04/25
SPIEGELHALLE
Zur schönen Aussicht
von Ödön von Horváth
Regie Abdullah Kenan Karaca Bühne & Kostüme Elena Scheicher Dramaturgie Sabrina Toyen
Das Hotel „Zur schönen Aussicht“ hat seine besseren Tage schon hinter sich. Rechnungen werden nicht mehr beglichen, von Hotelgästen gibt es weit und breit keine Spur und das Hotelpersonal, das allesamt einen kriminellen Hintergrund hat, hält mit der Verachtung gegeneinander und gegenüber dem Betrieb nicht hinter dem Berg. In der Tristesse dieses heruntergefahrenen Hotelbetriebs dominiert Freifrau Ada von Stetten mit ihren amourösen Abenteuern das Leben im Hotel. Ihre Liebhaber sind der Hoteldirektor Strasser, ein Chauffeur namens Karl und der Portier Max. Ungebetene Besucher* innen, wie einen gewissen Herrn Müller, Vertreter der Firma Hergt und Sohn, der ausstehende Schulden eintreiben möchte, versuchen die Angestellten abzuwimmeln.
Brenzlig wird es für Strasser, als mit Christine eine Frau im Hotel erscheint, mit der er im Jahr zuvor ein Verhältnis hatte, was nicht ohne Folgen blieb. Obwohl Strasser ihre Briefe ignorierte, kommt Christine mit besten Absichten. Doch Strasser heckt gemeinsam mit seinen Angestellten und Gästen einen perfiden Plan aus. Alle männlichen Hotelbewohner behaupten, ebenfalls sexuelle Beziehungen zu Christine unterhalten zu haben, die Frage der Vaterschaft ist somit offen. Der scheinbar geniale Coup erweist sich jedoch bald als fundamentales Eigentor …
In seiner Komödie „Zur schönen Aussicht“ entwirft Ödön von Horváth das Bild einer von Geldgier, offenem Chauvinismus und einer erschreckenden Verrohung geprägten Gesellschaft. In den Jahren der Weimarer Republik entstanden, sind die Vorboten des aufkeimenden Nationalsozialismus in Horváths Gesellschaftssatire unübersehbar. Regisseur Abdullah Kenan Karaca holt gemeinsam mit seinem Team Horváths Klassiker ins Hier und Heute.